Sieg beim Schinderhannes Marathon in Emmelshausen

Podium Schinderhannes Marathon
spirit

Damit die Zeit zwischen den Rennen der Marathon Man Europe Serie nicht zu lang wird habe ich mir dieses Jahr als „Zwischenrennen“ Den Schinderhannes Marathon in Emmelshausen ausgeguckt.

Aber wie so oft vor dem Rennen, geschehen im Vorfeld wieder merkwürdige Dinge. Am Donnerstagabend bin ich mit meiner siebenjährigen Tochter Lara unterwegs zu einem Vortrag, auf den wir uns sehr gefreut haben. Lara meint, „komm Mama, wir rennen“. Nichts leichter als das, bis eine hochstehende Bordsteinplatte zumindest meinen Lauf abrupt beendet. Ich bremse mit linkem Mittel- und kleinem Finger mein gesamtes Körpergewicht grob ab und gehe dann zu Boden. Die kleine Fingerkuppe kann ich abklappen, der Mittelfinger blutet so stark, dass ich ihn erstmal im Mund verstaue… Praktischerweise ist die Notfallpraxis unseres Vertrauens an der Ecke, hat aber leider schon zu. Am nächsten Tag entpuppt sich der Mittelfinger als gequetscht und mit tiefem Einriss oberhalb des Fingernagels, dazu etliche Prellungen.

Am Samstagmorgen stellt sich die Frage, ob ich beim Schinderhannes starte. Mein Mann Ingo ist gewillt die Langstrecke zu fahren und ich wollte auf der Mitteldistanz mein Bestes geben. Björn, Ingos Transalppartner 2015, hat keinen Startplatz mehr ergattert. Nach einer Nacht voller Schmerzen und pochendem Finger wache ich mit den Worten auf: „ruf Björn an, er kann meinen Startplatz haben!“. Einmal auf den Beinen geht es aber dann schon wieder. Um 9:00 Uhr habe ich noch einen Termin in der Unfallpraxis meines Vertrauens und fahre vorsichtshalber mal mit dem Racebike dorthin – vielleicht geht es ja doch? Zaghaft frage ich Frau Dr. Wagner – die ich wegen ihres Pragmatismus liebe – ob ich denn starten sollte, könnte oder so… Sie meint, naja… gehen würd´s schon. Wenn es sich richtig entzündet müssen wir halt dann den Nagel abnehmen. Okaaaaayy….. na dann! Wenn´s weiter nix ist :p)…. Auf dem Weg nach Hause erreicht mich die SMS von meinem Kumpel Thomas „viel Erfolg beim Rennen – unter Schmerzen bist Du ja besonders gut ;o)“. Das war jetzt endgültig das Startsignal! Auf nach Emmelshausen!

Am Rennmorgen stelle ich beim Frühstück fest, dass ich mit dem Verband am Finger wohl kaum in den Handschuh hineinkomme, weshalb ich den Wirt unseres Hotels nach einer Schere frage und zakk, den Mittelfinger (also den vom Handschuh) abschneide, was bei den ca. 30 Rennteilnehmer an den anderen Frühstückstischen leichtes Stirnrunzeln hervorruft.

Also lange Vorrede, ich stehe irgendwann (bereits eine halbe Stunde vor Start wegen sich stark füllendem Rennblock) am Start und brauche jetzt nur noch das Fünkchen Rennbiss. Ahh… da kommt Konkurrentin XY und stellt sich 2 min vorm Start von vorne in den Startblock. Alles klar. Das reicht schon. Jetzt aber gleich Knallgas ;o). Der Startschuss hallt, das Feld setzt sich in Bewegung und nach ein paar Metern ziehe ich mit einem inneren Grinsen an XY vorbei. Wie sich herausstellen soll gebe ich die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab, weiß allerdings unterwegs noch nicht, wie hart mir die Konkurrenz auf den Fersen ist. Zunächst ist das Rennen absolut mühelos, gut rollende Anstiege wechseln sich mit endlosen Trails ab, sodass ich das Gefühl habe fast nur bergab zu fahren. Nach 25 km habe ich einen 24er Schnitt und rechne hoch… das kann ja locker unter 3 Stunden werden für die 69 km und 1800 hm, aber schon bei meiner Kalkulation habe ich das Gefühl, dass ich die Rechnung ohne den Hannes gemacht habe. Der zückt am Ende nämlich nochmal ordentlich den Rotstift und bucht ein paar üble Rampen als Extraposition ein. Das fühlt sich jetzt zwar nicht mehr so komfortabel an wie am Anfang, wird aber durch noch schönere Singletrails belohnt, das Ziel rückt immer näher, wenn ich an steilen Anstiegen zurückblicke sehe ich keine Konkurrenz und mich überkommt ganz schön gute Laune als ich als erste Frau von 40 Starterinnen auf der Halbmarathon-Distanz beim Schinderhannes-Debüt die Ziellinie in 3:19 h überquere.

  1. Natascha Binder (r2-bike.com MTB RACING) – 3:19:01
  2. Daniela Gerhards (Team Radsport Breuer) – 3:22:46
  3. Rebekka Markert (Kenda DMC) – 3:26:41