Der Riva-Marathon ist alljährlich das Show-Down der Bike-Elite. Podium daher stets fraglich bis unmöglich. Ich liebe dieses Rennen, da es im Gegensatz zu den meisten anderen Marathons technisch sehr anspruchsvoll ist. Das steinig-stufige Felsengelände am Gardasee ist nicht jedermanns Sache. Ich hingegen liebe es. Am Gardasee habe ich das Mountainbiken gelernt und in Gedanken sehe ich bei den Abfahrten noch meine Einschlagstellen der ersten Jahre…
Grundsätzlich freue ich mich immer sehr aufs Rennen aber eine gewisse Unruhe macht sich auch immer breit. Reicht die Fitness für die Langdistanz und wie stark ist die Konkurrenz. Darüber hinaus macht einem dann auch die lange Anreise noch zu schaffen. 2000 km hin und zurück nur fürs Rennen sind schon eine Ansage. Aber dieses Jahr habe ich es gut. Meine Freundin und zweifache Transalppartnerin Bettina Dietzen ist dieses Jahr neu bei uns im Team und ich freue mich sehr, wieder mehr Zeit mit Ihr zu verbringen, so auf der Anreise zum Riva-Marathon.
Der Wecker klingelt Mittwochmorgen um 2:30 Uhr, um 4:30 Uhr bin ich in der Eifel und sammle Bettina und ihren Lebensgefährten Roland ein. Weiter geht’s zum Gardasee, wo wir schon um 13:30 Uhr eintreffen. Hundemüde lege ich mich erstmal schlafen, gehe Abends früh ins Bett und schlafe bis 10:00 Uhr. Welch Luxus. Aber um 11:00 Uhr bin ich schon wieder müde. So geht das bis Freitag. Der Rennstart ist um 7:30 Uhr, was heißt: 5.00 Uhr klingelt der Wecker. Eigentlich will ich meinen Biorhytmus noch ein bißchen aufs Rennen anpassen, aber ich bin einfach zu müde und schlafe lieber aus.
Am Vorabend des Rennens haben wir um 18 Uhr noch Teambesprechung. Wer braucht was wann und wo und von wem und wer wird wo stehen…. Eigentlich sind wir mittlerweile routiniert, aber bis die Planung perfekt ist zieht es sich halt doch immer. Im Anschluss schnell ins nächste Restaurant, Körner für morgen bunkern, aber leider ist vor jedem Restaurant eine lange Schlange: mindestens 30 min Wartezeit. Mittlerweile ist es schon 20:30 Uhr. Wir finden noch ein Restaurant, wo wir direkt einen Tisch bekommen, allerdings ist das Lokal proppenvoll. Der Kellner vergisst leider unsere Hauptgerichte abzurufen, sodass wir um 21:30 Uhr endlich unsere Pizza bekommen. Nun aber schnell zum Auto und ab ins Bett. Aber hoppla! Der Parkplatz, auf dem unser Auto steht ist nun mit Pollern abgesperrt. Das war vorhin nicht ersichtlich… Bettina und ich gehen zu Fuß zur Unterkunft. Wie sich später rausstellt, bugsiert Roland den Wagen mit Hilfe eines Mercedes-Fahrers gleichen Schicksals in Millimeterarbeit durch die beiden Poller und taucht irgendwann mit Auto in unserer Unterkunft auf. Mittlerweile ist es 22:45 Uhr und ich schwöre mir: beim sten Mal wird alles anders! Und lege mir eine Argumentationskette zurecht, dass das alles jetzt überhaupt nicht schlimm ist…
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 5:00 Uhr. Das Befinden ist gar nicht sooo schlecht und ich bin guten Mutes. Um 7:30 Uhr erfolgt der Start zur Ronda Extrema. Zunächst komme ich ganz gut vom Start weg und am neuralgischen Engpassin Varignano vorbei. Allerdings fühle ich mich sehr müde. Ich könnte auf dem Bike einschlafen und mein Puls bestätigt das, indem er 10 Schläge unter Soll arbeitet. Egal, einfach mal weitermachen. Ich kalkuliere, dass ich an 7. Stelle liege. Nach den ersten 1000 hm folgt die erste holprige Abfahrt ins Val Lomasone, auf der ich Jana Zieschank überholen kann. Ich liege nunmehr an 6. Stelle. Die 6. Dame ist nicht in Sicht und ich hoffe auf die nächste technische Abfahrt, den steinigen Sentiero die Russi, für ein Überholmanöver. So gelingt es mir dann auch auf der steinigen Abfahrt Frau Nr. 6 klar zu distanzieren. Auf dem nachfolgenden langen Anstieg zum Monte Casale hat sie mich kurz vor dem Gipfel wieder eingeholt, allerdings gelingt es mir, vor ihr in die Abfahrt Richtung Gorghi zu gehen und wiederBoden gut zu machen. In Gorghi steht unser Teamchef Ronald mit einer Cola bereit und ich freue mich nun auf den letzten Anstieg und die Abfahrt über den Bocca di Tovo nach Riva, denn die hat es nochmal richtig in sich. Oberste Devisse: bloß nicht mehr stürzen und bitte keine Panne! So erreiche ich als 5. Frau overall und als 3. in meiner Altersklasse das Ziel in Riva in 6:21,39 hinter Katrin Schwing (5:55,55) und VerenaKrenslehner-Schmid (6:10,07).